E.K.R
EKR – «Miss Tape» (Release: 13. Mai 2016) «Das isch nid miis, nei. Das isch nid diis Tape. Das isch nid s’Mister-, nei das isch s’Miss Tape» – und dann nimmt der lyrische Reigen seinen Anfang. Schlag um Schlag, Wort um Wort, Silbe um Silbe. Auf «Miss Tape» entführt EKR den Zuhörer auf eine 22 Song lange Reise, bei der es vor allem um eines geht: Ganz viel Herz. Herzklopfen, Herzschmerz, Herzstillstand. Eki, wie sich der Zürcher Rap-Pionier auch nennt, erzählt eine einzige Liebesgeschichte und spannt dabei den Bogen von den ersten Schmetterlingen im Bauch bis hin zum bitteren Ende einer Liaison oder zurück zum Start – nach der Liebe ist vor der Liebe. Vom sonnengetränkten Frühlingserwachen bis in den tiefsten Winter, Frostgarantie inklusive. Dabei entlädt das Zürcher Urgestein nicht nur emotionalen Druck, sondern macht auch unumwunden klar, dass er nach wie vor zu den grössten Mundartrappern dieses Landes gehört. Mit spitzer Zunge drückt er dahin, wo’s weh tut und erzeugt Kopfkino mit Beat. Autobiografisch ist dabei vieles und doch weniges. «Die ersten Tracks schrieb ich tatsächlich in der glücklichen Phase einer Beziehung», schmunzelt der Wortakrobat. Für die restlichen «Miss Tape»-Songs dienten schliesslich Erinnerungsfragmente und Weitergesponnenes als Vorlage. Was als Skizze lange in Ekis Kopf rumschwirrte, entwickelte sich über vier bis fünf Jahre und entstand aus dem Bauch heraus. Darauf legt EKR grossen Wert. Kein am Reissbrett geschustertes Konzeptalbum also. Sondern ein Hirngespinnst als treuer Wegbegleiter auf dem wackligen Eiertanz zwischen Hoffnung, Glück und Gewohnheit. Eine halbe Dekade und ein paar Hundert Millionen Herzschläge später liegt das von ZH Beats gemischte «Miss Tape» als «digitales Köfferli», wie EKR es selber nennt, nun vor uns. Über ein Dutzend Rapsongs schwer und bereit, durch die Welt getragen und gehört zu werden. Mit im Gepäck musikalische Gäste wie Min-King-Soulsänger Philipp Albrecht und Dancehall-Künstler Stereo Luchs («Es isch ok»), MC Griot oder Top-Violinist Tobias Preisig («Kaputt»), die dem musikalischen Zeitzeichen das Salz in der Suppe verleihen. «Miss Tape» ist vergleichbar mit einem offenen Buch oder einem lyrisch-urbanen Seelenstrip. Keine leichte Sache. Versprühte EKR nach vollendeter Studio-Session nämlich nicht nur Dopamin. Er hatte auch Fragen: Etwa, ob es einem Rapper überhaupt gestattet sei, einen solchen Langspieler zu produzieren? Was würde die eingefleischte Community denken? Wie würde diese ein derartiges Konzeptalbum auffassen? Die Zweifel des Rap-Schwergewichts sind mittlerweile verflogen. Auf die Frage, ob er denn zufrieden sei mit dem Herzschmerz in Musikform, antwortet der Zürcher Lyriker: «Ob ich zufrieden bin?» – dann folgt eine kurze Pause – «Ja. Immer wie mehr.» Dem strahlenden Gesichtsausdruck zu urteilen, möchte man fast meinen, dass EKR sich gerade in der glücklichen Phase einer Beziehung befindet.
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